
Zur psychischen Gesundheit der Jugend. Die Bundesschülerkonferenz und das Institut der Deutschen Wirtschaft schlagen Alarm. Über individuelle und strukturelle Lösungen. Ein Kommentar.
Am 30. Oktober veröffentlichte das Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) einen Bericht über die ökonomische Bedeutung der psychischen Gesundheit von Schülerinnen und Schülern. Natürlich sollte man sich in erster Linie wegen des Leidens und der Lebensqualität mit dem mentalen Wohlsein beschäftigen. Aber für manche Entscheidungsträger ist das Argument durchschlaggebend, damit auch der Wirtschaft etwas Gutes zu tun.
Laut dem IW entsteht der deutschen Volkswirtschaft wegen psychischer Störungen jährlich ein Schaden von fast 150 Milliarden Euro. Auf diese Problematik würden rund zwei Drittel der Erwerbsminderungsrenten bei den Unter-30-Jährigen zurückgehen.
Ich erklärte schon vor vielen Jahren, dass solche Kostenrechnungen mit Vorsicht zu genießen sind. Die so hohen wie runden Milliardenbeträge machen sich natürlich gut in den Medien und politischen Diskussionen. Aber es sind abstrakte Größen.
Zum Teil werden sie auf dem Gesundheitsmarkt sogar zu einem Nullsummenspiel, weil viele Akteure mit Krankheit Geld verdienen und in diesem Sinne volkswirtschaftlichen Wert erzeugen. Und auch das Risiko der Stigmatisierung sollte man nicht unterschätzen, wenn man beispielsweise Depressive als Milliardenposten darstellt.
Dass die Krankheitslasten – sowohl für eher psychische als auch eher körperliche Probleme – steigen, obwohl wir immer mehr Geld ins Gesundheitssystem und die Gesundheitsforschung pumpen, sollte uns aber aufhorchen lassen. Und die Probleme der jungen Menschen sind ein Spiegel der Erwachsenenwelt.
Umgekehrt wird auch ein Schuh daraus: Weil (ohne passende Migration) immer weniger Menschen auf dem Arbeitsmarkt verfügbar sind, aber immer mehr Bürger Behandlung und Pflege brauchen, werden die Probleme in Zukunft noch größer werden. Allein das kann einen schon deprimieren.
Individualisierung
Insofern ist es zu begrüßen, wenn sich auch das IW des Themas psychische Gesundheit annimmt. Doch leider wiederholt das Institut den häufigen Fehler, es primär als medizinisches und individuelles Problem zu sehen. So lautet dann die Empfehlung: “Um die psychische Gesundheit von Schülerinnen und Schülern in Deutschland nachhaltig zu verbessern, sollte die medizinische Versorgung und Unterstützung der Kinder und Jugendlichen verbessert werden.” Außerdem sollten alle Beteiligten noch mehr für psychische Problematik sensibilisiert werden.
Viele haben immer noch nicht verstanden, was durch Industrialisierung, das Leben in großen Ballungsräumen und andere Aspekte des sogenannten technologischen Fortschritts mit der Medizin geschah: Seit dem 19. Jahrhundert wurden zunehmend menschliche und gesellschaftliche Probleme in ihren Bereich verschoben. So entstand überhaupt erst die Psychiatrie als Fachdisziplin innerhalb der Medizin, im 20. Jahrhundert auch die klinische Psychologie.
Auch die WHO versteht ihr Aufgabengebiet Gesundheit seit ihrer Gründung so offiziell wie breit als: Zustand des vollständigen körperlichen, seelischen und sogar sozialen(!) Wohlergehens. Dann sind die Aufgabengebiete für Ärztinnen und Ärzte natürlich endlos.
Doch die Tatsache, dass trotz immer mehr Behandlern und Behandlungen, trotz immer mehr Therapie und Medikamentenverschreibungen die Anzahl der Krankheitstage und Erwerbsminderungsrenten wegen psychischer Probleme steigt, zeigt die Beschränkungen des medizinische Modells in diesem Bereich. Volkswirtschaftlich reiche Länder wie Deutschland, die Schweiz oder die Niederlande haben heute schon die weltweit höchsten Pro-Kopf-Raten von Psychotherapeuten und Psychiatern.
Trotzdem werden in solchen Diskussionen unermüdlich immer mehr Behandler gefordert. Wie viel mehr sollen es denn noch sein? Anno 2023 meinte die scheidende Familienministerin, die psychische Gesundheit der Jüngeren mit mehr “Mental Health Coaches” in Schulen zu verbessern. Die dafür bereitgestellten 10 Millionen Euro sind natürlich ein Klacks im Vergleich zu dem angeblichen Milliardenschaden. Aber auch Coaches werden die Probleme nicht lösen.
Fehler im System
Natürlich gibt es medizinische Erkrankungen, die – zum Beispiel wegen Schmerzen, Einschränkungen im Alltag oder biochemischer Störungen – mit starkem psychischem Leiden einhergehen können. Diese sollte man nach Möglichkeit primär medizinisch behandeln, und zwar an der Wurzel des Übels. Einen verfaulenden Zahn würde man auf Dauer auch nicht nur symptomatisch mit gutem Zureden und Schmerzmitteln behandeln, sondern reparieren oder ziehen.
Man darf nicht vergessen: Trotz all dem neurobiologischen und genetischen Geforsche der letzten 225(!) Jahre, können die biologischen Psychiater auch heute keine einzige der hunderten klassifizierten psychischen Störungen mit einem Gehirn-, Gen- oder Bluttest diagnostizieren. Ihre mit unzähligen Forschungsmilliarden belohnten Versprechen haben sie nicht einmal ansatzweise erfüllt. Dass ihr Paradigma trotzdem die Forschung und Ausbildung dominiert, hat ideologische Gründe, die ich in meinem neuen Buch Perspektiven aus der Depressions-Epidemie näher erkläre.
Leider ist das nicht nur eine wissenschaftliche Debatte. Die ewig ergebnislose Suche nach den vermuteten “neuronalen Mechanismen” psychischer Störungen steht der Umsetzung und Verbesserung der Hilfe im Weg: Wenn man wartet, bis psychische Probleme behandlungsbedürftig werden, sichert das zwar die Jobs der Behandler. Mit gesellschaftlichen Maßnahmen und individueller Präventionsarbeit könnte man das Gros der Störungen aber verhindern oder zumindest abmildern.
Zum Beispiel sind die größten Risikofaktoren für die immer häufiger diagnostizierten depressiven Störungen schwere Lebensereignisse: Traumata, Verluste, Krisen. Dazu kommt der Stress durch Überforderung, Vereinsamung und das Wegfallen sozialer Strukturen, die einen stützen könnten.
Wir leben zwar in einem Sozialstaat. Die überbordende Bürokratisierung dürfte aber gerade diejenigen, die Hilfe am nötigsten haben, als Kampf der Verwaltung gegen Bürgerinnen und Bürger erfahren. Wenn die Entscheidung über den Wohnzuschlag oder die Übernahme einer Behandlung lange dauert und nicht nachvollziehbar ist, erzeugt das Not. Dabei betonen sogar führende Politiker die Notwendigkeit des Bürokratieabbaus und der Vereinfachung der Systeme – und halten diesen Zustand trotzdem seit Jahrzehnten instand.
Unsichtbares
Im Bereich der psychischen Störungen ist das Problem besonders groß, weil “die Psyche” nicht direkt sichtbar ist. Das ist gerade das (zum Scheitern verurteilte) Versprechen der biologischen Psychiatrie und Neuropsychologie: das Seelenleben sichtbar zu machen und zu objektivieren. Im Ergebnis herrscht dann aber Seelenleere in der Seelenlehre, den etablierten Psy-Disziplinen.
Die so ausgebildeten Fachleute zucken mit den Schultern und diagnostizieren allenfalls sogenannte somatoforme oder Konversionsstörungen, wenn Menschen unverstandene körperliche Beschwerden haben und von Facharzt zu Facharzt geschickt wurden. In der “harten”, sich gerne naturwissenschaftlich und objektiv gebenden Medizin sind die Patienten nicht mehr willkommen, wenn alle Laboruntersuchungen und Scans erst einmal abgerechnet sind. Die Honorare einer radiologischen Praxis in Höhe von durchschnittlich 3,5 Millionen Euro pro Jahr müssen ja irgendwoher kommen.
Mit weniger Wohlwollen wirft man den Hilfesuchenden Simulantentum vor. Das war vor 100 Jahren nicht anders, wenn im Ergebnis auch viel preiswerter.
Wir Menschen heute sind von uns selbst, Leib und Seele entfremdet. Wie sich dauerhafte Spannung, Stress oder Angst körperlich äußern können – zum Beispiel in Herzklopfen, Taubheitsgefühlen, Schwindel, Schwitzen, Schlaflosigkeit, Zittern, Magen- oder anderen Schmerzen und Durchfall –, bringt einem keiner bei. Und der Hinweis, dass solche Erscheinungen psychische Ursachen haben können, erzeugt schnell Abwehr. Denn die Betroffenen haben verinnerlicht, dass Psychisches im Gesundheitssystem als weniger real gilt.
Unverstanden
Tipps wie: “Entspann dich doch mal”, “Mach doch mal Urlaub”, “Nimm’s dir nicht so zu Herzen” oder gar “Stell dich nicht so an” von Bekannten oder Vorgesetzten dürften den Leidensdruck eher vergrößern. Im Ergebnis erhalten Frauen etwa zweieinhalbmal so oft Diagnosen einer Depression oder Angststörung als Männer. Letztere, die insgesamt seltener Hilfe suchen, bekommen dafür zwei- bis dreimal so oft eine Substanzkonsumstörung attestiert. Probleme mit Drogen zu betäuben, geht meist nicht lange gut.
Damit sind die häufigsten psychologisch-psychiatrischen Störungsbilder fast schon abgedeckt. Sehr im Kommen sind zurzeit die Aufmerksamkeitsstörungen – die sich diagnostisch aber stark mit depressiven, Angst- und Substanzkonsumstörungen überschneiden. Ein Schelm, wer denkt, dass ADHS jetzt als weniger stigmatisierende Variante zur Depression fungiert. Über Burnout – mit dem Aufkommen der Industrialisierung sprach man noch von “Neurasthenie“, Nervenschwäche – haben wir ja lange genug geredet. Wer nicht privat versichert ist und auch kein Jahr auf die Diagnose warten will, legt dafür schon einmal 500 Euro auf den Tisch. Bei den Therapeuten klingeln die Kassen.

Bildzitat nach Originalvorlage: Bei einer auf ADHS-Diagnosen spezialisierten Praxis in einer deutschen Großstadt kann man ein vorbereitendes Gespräch für rund 143 Euro reservieren. Bis zur gewünschten Diagnose wird man tiefer in die Tasche greifen müssen. Da ist die Erwartungshaltung der Kunden, das gewünschte Resultat zu erhalten, natürlich hoch. Aber dafür winken “rechtliche und finanzielle Vorteile”.
Jenseits der bekannten Raster bleibt ohne Befund aber mit den genannten körperlichen Problemen vielleicht die mysteriöse somatoforme Störung. Laut Epidemiologen trifft sie jährlich immerhin fünf Prozent der Bevölkerung. Die im Volks- aber auch manchem Arztmund eher abwertende Bezeichnung “Hypochondrie” war nicht immer negativ besetzt. Ein Blick auf die wortwörtliche Bedeutung entschlüsselt das: altgriechisch hypo = unter und khondros = Knorpel. Mit Letzterem ist der Brustkorb gemeint.
Das heißt, Hypochondrie war nicht unbedingt ein eingebildetes Kranksein. Sie konnte auch wahrgenommenes Unwohlsein unter den Rippen bedeuten: Und dort finden sich mit Herz, Lungen, Leber, Milz, Nieren, Bauchspeicheldrüse und Magen nicht ganz unwichtige Organe. Über das vegetative Nervensystem – kurz gesagt: Vagusnerv, Parasympathikus und Sympathikus – nimmt es an unserer lebenden Intelligenz (im Wortsinn von “Erkennen, Verstehen”) teil. Das heißt, die Organe bekommen mit, ob es uns gut geht oder wir gestresst sind.
Umdeutung
Doch Stress wird selten beseitigt, sondern meist umgedeutet und gemanagt. Mit Ideen wie: “Wie du Stress als deinen Freund siehst”, haben Gesundheitspsychologen viel Geld verdient. Die “Mental Health Coaches” wurden schon erwähnt. Und auch Yoga, Achtsamkeit oder Meditation werden langfristig nichts lösen, wenn sie immer nur kurzfristig die Schäden durch den Alltag reparieren. Allen Ansätzen ist gemein, dass sie die Umgebung als konstant – man könnte auch sagen: alternativlos – und das Individuum als formbar ansehen.
Was daraus folgt, können wir anhand eines anderen Gesundheitsbeispiels verdeutlichen, der Ernährung: Auch hier werden wir permanent mit Botschaften bombardiert, unser Verhalten zu optimieren. Wir sollen möglichst ausgewogen, abwechslungsreich, frisch und vollkorn essen.
In der Reklame und den Supermarktregalen werden uns aber permanent Produkte schmackhaft gemacht, die das Gegenteil davon sind: Mit viel Fett, Zucker, Salz, Aromen und anderen Geschmacksverstärkern lassen sich zwar günstig Massenwaren herstellen. Doch echte Lebensmittel, die diesen Namen verdienen, muss man aufwendig suchen – und auch wissen, wie man sie schmackhaft zubereitet.
Obendrein kann man nicht mal mehr Zeitschriften oder Batterien kaufen, ohne dass beim erforderlichen Abrechnen fett- und zuckerreiche Produkte wie Schokoriegel oder Energydrinks präsentiert werden. Sie sind so schnell bezahlt wie verzehrt und aktivieren garantiert das Belohnungssystem im Gehirn. Jedenfalls für ein paar Sekunden.
Das heißt, die Botschaften an das Individuum, sich möglichst gesund zu verhalten, kollidieren permanent mit den Angeboten unserer Lebenswelt. Dieser andauernde Spagat muss die Menschen stressen.
Doch als richtig gestresste Konsumenten füttern wir die kapitalistische Maschine noch besser: dann verdienen auch die Coaches und Yogalehrer an uns. Werden wir krank, die Ärzte und Therapeuten. Die krankmachenden Umstände gelten als normal. Der Einzelne, der darauf normal reagiert, nämlich mit Krankheit, gilt als das Problem. Hier setzen so gut wie alle therapeutischen Verdienmodelle an – nicht an der Lebenswelt, wo die Probleme entstehen.
Stress und keine Lösung
Ach ja: Und bitte trennen Sie Ihren Müll, damit Ihnen weiter einfach zu standardisierende, komfortabel verpackte Produkte verkauft werden können. Denken Sie nicht an Weichmacher oder Mikroplastik. Vergessen Sie aber nicht ihre 10.000 Schritte am Tag, bitte mindestens drei bis fünf Stunden Bewegung pro Woche. Alkohol und Tabak sind Gift – verwenden Sie diese bloß nicht zur Stresskompensation. Letzterer bringt Sie nicht nur als Passivrauch ins Grab, sondern sogar als Tertiärrauch aus Textilien. Stresst Sie das alles? Aber gut schlafen müssen Sie schon!
Auch die psychiatrische Forschung bestreitet heute nicht mehr, dass die Störungsbilder “stressreaktiv” sind. Es wird zwar immer noch von individuell unterschiedlichen Veranlagungen für die psychischen Störungen ausgegangen, was nicht ganz falsch ist, doch auch nicht ganz richtig. Doch dass viel Stress schlecht für die Psyche sein kann, wird jetzt allgemein anerkannt. Dennoch wird als Lösung nicht die Beseitigung von Stress in der Umgebung angeboten, sondern die Erhöhung von Resilienz im Individuum.

Deutsche Bücher als Trendbarometer: Man sieht, wie die Diskussion um Neurasthenie im späten 19. Jahrhundert aufkam. In bürgerlichen Kreisen galt eine gewisse Sensibilität damals durchaus als schick. Doch mit dem Ende der Weimarer Republik und der erneuten Militarisierung wurden die “Nervenschwachen” zunehmend stigmatisiert. Stress wurde dann nach dem Zweiten Weltkrieg zum Thema, sehr viel stärker gegen Ende der 1990er. Burnout kam um die Jahrtausendwende als Thema auf, Resilienz etwas später. Der psychischen Gesundheit der Masse hat all das Gerede bisher nicht geholfen. Datenquelle: Google Ngram
Historisch nachvollziehbar stützt sich seit dem 19. Jahrhundert die Psychiatrie und etwas später auch die klinische Psychologie mit dem Gen- und Gehirndenken auf diesen Individualismus. Gleichzeitig versprachen sie damit das Sichtbarmachen der unsichtbaren Seele. Zugegeben, es gab und gibt immer wieder auch einmal soziale Ansätze. Doch in der Forschung und der Darstellung der Probleme führen sie eher ein Schattendasein.
Zurück zur Jugend
Wie wir sahen, ist dieser Status quo für eine ganze Reihe einflussreicher Marktteilnehmer äußerst lukrativ. In diesen Markt wachsen die jungen Menschen hinein, ohne dass sie davon profitieren könnten oder eine Alternative angeboten bekämen.
Dazu kommen zahlreiche Probleme, die ihnen die Erwachsenen, die sie in Zukunft versorgen sollen, überlassen: Denken wir an Staatsschulden, klimaschädliche Gase in der Luft und Stickstoff in den Böden, steigende Temperaturen und Meeresspiegel, Müll in den Meeren, zerbröckelnde Infrastruktur, zunehmende Kosten im Zusammenhang mit den wachsenden Unterschieden zwischen Wohlhabenden und Ärmeren, die Destabilisierung demokratischer Rechtsstaaten und kriegerische Konflikte.
Die Antwort der zuständigen Fachleute lautet im Wesentlichen: Achtet mehr auf eure psychische Gesundheit und tut mehr für die Resilienz! Ersteres, auch bekannt als “mental health awareness”, dürfte die Probleme eher vergrößern. Die Symptome der hunderten Störungsbilder sind nämlich oft so vage formuliert und überschneiden sich mit der Normalität, dass man sich leicht darin wiedererkennt. Das kennt jeder, der ein Diagnosehandbuch aufschlägt und darin liest. Ehe man sich versieht, hat man sich schon selbst diagnostiziert.
Die ZEIT hatte am 25. Oktober einen längeren Artikel darüber, dass das unablässige Reden über psychische Probleme diese gerade noch verstärken kann. Und die Zunahme an Menschen mit leichten Problemen, die jetzt alle Psychotherapie wollen, macht die Versorgung für die Härtefälle gerade schwerer. Dabei haben diese die Hilfe am nötigsten.
Das Vermitteln von Resilienz wird die Probleme vielleicht etwas verzögern, aber nicht lösen – weil es nichts an den Ursachen ändert.
Therapie
Natürlich kann man individuell etwas bewirken. Gerade bei Ängsten gibt es wirksame Verfahren der Verhaltenstherapie, die oft auf eine Konfrontation und dann Überwindung der Angst hinauslaufen. Wer unter negativen Gedankenmustern leidet, kann diese ebenso wie wiederkehrende Probleme in zwischenmenschlichen Beziehungen in einer Gesprächstherapie bearbeiten.
Für den Umgang mit schmerzhaften Erinnerungen gibt es spezialisierte Verfahren. Und zur Unterstützung können insbesondere bei schweren Störungen Psychopharmaka sinnvoll sein. In Perspektiven aus der Depressions-Epidemie gehe ich ausführlicher auf die Möglichkeiten ein.
Aber auch die Therapeutinnen und Therapeuten haben nicht nur hehre Ziele. Zugegeben, der Weg zur Approbation ist hart. Und dann hat man noch lange keinen Kassensitz, um die Masse der gesetzlich Versicherten abrechnen zu können.
Durch den inoffiziellen Handel mit den Lizenzen lassen sich Psychotherapeuten, die schon jahrzehntelang ihre Leistungen gut abrechnen konnten, heute den Übergang in die Rente vergolden: Dass man in Großstädten sechsstellige Beträge für die Übernahme einer Praxis verlangt, gilt inzwischen als normal. Offiziell zahlt man das für die Praxiseinrichtung. Aber wie teuer kann die bei Psychotherapeuten schon sein?
Hat man es geschafft – und sich für Ausbildung und Praxis wahrscheinlich verschuldet –, dann hat man im Prinzip eine Lizenz zum Gelddrucken. Wer es gut anstellt, kommt mit 25 Klienten pro Woche auf ein sechsstelliges Einkommen. Mit Gruppentherapie und Privatpatienten kann man mehr verdienen. Das müssen Normalbürger mit im Median 45.000 Euro brutto pro Jahr erst einmal schaffen.
Also gilt auch hier, dass strukturelle Faktoren das Angebot bestimmen, wenn man sich individuell auf die Suche macht. Willkommen auf dem kapitalistischen Gesundheitsmarkt. Und viel Glück beim Finden eines Behandlungsplatzes, wo dann die therapeutische Beziehung auch noch passt!
Strukturelle Lösungen
Ein Hoffnungsschimmer für die Jugend ist allerdings eine Initiative, mit der die Bundesschülerkonferenz jetzt selbst aufwartet. Mit ihrer Kampagne “Uns geht’s gut?” hat sie einen Zehn-Punkte-Plan für eine bessere Zukunft aufgestellt.
Anders als die gut bezahlten Fachleute haben die Schülerinnen und Schüler immerhin ein Bewusstsein für strukturelle Lösungen: mehr Personal für Sozialarbeit, bessere Schulstrukturen, Fortbildungen für das Personal, Gesundheitsförderung durch zum Beispiel mehr Angebote für Bewegung und gesunde Ernährung, Schutz vor Mobbing und Diskriminierung, Verbesserung der Schulbauten sowie zielgerichtete Hilfe für benachteiligte Gruppen.
Unterstützen wir sie dabei!
Der Artikel wurde zuerst auf dem Blog „Menschen-Bilder“ des Autors veröffentlicht.
Erfahren Sie mehr über die Depressions-Epidemie im neuen Buch von Stephan Schleim: Perspektiven aus der Depressions-Epidemie: Was Depressionen sind und wie man sie behandelt. Das eBook gibt es für nur 9,99 Euro bei Apple Books oder Google Play Books.




HOCHENTWICKELTENATIONENHABENNURNOCHWENIGBEDARFANARBEITERNDAHERSINDDIENICHTSOSCHNELLANDIEKIAUSGELAGERTETÄTIGKEITENWIEPSYCHOTHERAPIEZUHAUFÜBRIG.
Geld ist kein volkswirtschaftlicher Wert und bildet in seiner derzeitigen Konstruktion auch die Leistungen der materiell produktiven Leute nicht annähernd angemessen ab.
Ärzte, Psychologen und auch Wissenschaftler wie Herr Schleim sind reine Verbraucher. Sie essen, was andere Hände kultiviert haben und scheissen in eine Kanalisation, die andere Hände in Gang halten. Wer sich das klargemacht hat braucht keinen Psychiater und weiß die Jugend auch gegen geistlose Philosophen zu immunisieren.
Viele Schüler machen ja sowieso schon längst das einzig richtige. Sie erwarten nichts mehr von der Schule und wenden sich ab.
Die Politkarieristen in der Bundesschülerkonferenz müssen natürlich das Spiel der Sozialstaatsverdummung mitspielen.
Ich kenne einen 6Klässler, der sollte im Unterricht („Gesellschaftswissenschaften“)zum Mauerbau ein Bild auf einem Arbeitsblatt ausmalen!!! AUSMALEN! Dann haben sie „Bornholmer Straße“gesehen und sich gelangweilt, er durfte nicht mal im Unterrichtsbuch nebenbei lesen!
Sahnehäubchen: auf dem Arbeitsblatt stand auch, er solle Eltern oder Großeltern nach ihren Erlebnissen zum Mauerbau befragen……rein rechnerisch müssten das bei einem 12 jährigen die URGROSSELTERN sein, wie alt ist das Arbeitsblatt? Von 1990?
Die Lehrerin hat „ihre eigene Erfahrung“ mit den Schülern geteilt, wie sie mit ihrem Mann(!) das so erlebt hat, hier hat der Schelm mal gerechnet…1961/Mann, also mindestens 18/ geboren 1939, errechneten Alter: 86, tatsächliches alter der Lehrerin: 58……geboren 1967, 6 Jahre nach dem Mauerbau…..
Wenn sich 12jährige schon verarscht vorkommen, von der Schule, naja….
Kindermund tut Wahrheit kund⁉️
Kinder sind ja nicht doof und erkennen eigentlich Kausalitäten und Kontradiktion sofort, später heißt es das der Mensch Anpassungsstörungen oder Anpassungsschwierigkeiten hat.
Na ja: Ich bin der Erste, der sich für die Praxisrelevanz der Forschung einsetzt – aber wurde oft von Kolleginnen und Kollegen überstimmt, die sich nur oder vor allem für die Meinung ihrer Bezugsgruppe interessieren.
Dass ich solche Artikel für ein breites Publikum schreibe, im Falle von Blogposts übrigens ohne weitere Bezahlung, ist für mich eine Art, etwas zurückzugeben. So finden Sie wahrscheinlich an die 1000 Artikel von mir online, die Sie gratis lesen können, und sogar einige Gratis-Bücher.
Ich gebe zu: Ich bin weder Bauer noch Handwerker. In einer alten Ständegesellschaft wäre ich wahrscheinlich ein Knecht gewesen. Nicht zuletzt die OECD sagt, dass für Ressourcenarme Länder wie Deutschland Bildung die wichtigste Ressource ist. Aber ich gehe einem kritischen Gespräch über den (Un)Nutzen meiner Tätigkeit nicht aus dem Weg, wie Sie hier sehen können.
Eine Rückmeldung, immerhin.
Bei der allgemeinen Ignoranz nicht selbstverständlich.
500 Jahre nach den Bauernkriegen gab es ja kürzlich den Vorschlag für ein landwirtschaftliches Pflichtjahr.
Kann man zum Sankt Nimmerleinstag warten bis der Staat es verordnet-oder man verpflichtet sich kurzerhand selbst dazu. In der Pflege fehlen bekanntlich auch immer Leute. Bei der Südtiroler Bergbauernhilfe hat man oft beides zusammen.
Mit dem Untergang des Kapitalismus wird endlich die Frage virulent: Was ist gesellschaftlich notwendige Arbeit?
„Bildung“ sagt natürlich jeder –
weiß dabei auch jeder, daß diejenigen am geschicktesten im Hantieren und Bilden von geistigen Begriffen sind, welche als Kinder optimal körperlich gebildet wurden?
Das mit den Gratistexten stimmt halt nur wenn man die Position des Warenkonsumenten einnimmt. Aus nicht-monetärer, volkswirtschaftlicher Sicht werden die Textarbeiter ja von den Handarbeitern mitversorgt. Nennt sich bekanntlich Arbeitsteilung.
Wie muß ein Text geschrieben sein, damit er die Handarbeit eines anderen leichter macht?
Ich bin mir der Tatsache bewusst, dass meine Dozenten- und Forschungstätigkeit der letzten 20 Jahre vom Steuerzahler ermöglicht wurde – und dafür sehr dankbar; übrigens vor allem vom niederländischen Steuerzahler. In Deutschland wurden mir regelmäßig 60 Wochenstunden gewünschter Spitzenforschung in der Zeit als Doktorand mit etwa 1000 Euro netto vergütet. Wenn ich mal mehr Bücher kaufen oder gar einen neuen Laptop anschaffen wollte, musste ich mir das nebenher verdienen. An Urlaub war erst gar nicht zu denken.
Ich habe auch einige Akademikerinnen und Akademiker erlebt, die sich über die „dummen Leute“, die ihre Arbeit finanziell überhaupt erst ermöglichten, lustig machten. Das ist nicht mein Standpunkt.
Die Frage, wie viel Bildung eine Gesellschaft braucht und wie viele „Anpacker“, ist zu groß für diesen Chat. Nur kurz dazu: Ohne die Leistung von Philosophen, Politik- und Rechtswissenschaftlern gäbe es unseren demokratischen Rechtsstaat nicht und wären Sie und ich beide wahrscheinlich Knechte, die täglich knochenharte Arbeit leisten müssen und früh sterben. (Es sei denn, Sie sind adelig, was ich natürlich nicht wissen kann.)
Es gibt kein psychisch gesundes Leben in der neoliberal verfassten Gesellschaft – um mal den abgeluschten Adorno-Satz zu paraphrasieren. Aber nicht nur das, wir reiten uns in immer weitere Probleme hinein und die aktuellen Regierungen empfehlen und praktizieren mehr von dem, was uns seit Jahrzehnten fix und fertig macht. Und weils nicht reicht, noch eine Dosis Militär-Keynesianismus…
Nach zig Jahren an Erfahrung (teils persönlich, teils über nahe Personen) mit psychischen Erkrankungen und Therapien muss ich konstatieren: Viele Menschen sind gar nicht depressiv, sondern nur sehr unglücklich mit den heutigen Lebensbedingungen. Das wird dann aber, sobald man eine Depression bescheinigt bekommt (und das geht u.U. sehr schnell) sofort als pathologisch abgefasst, wodurch die Ursache UND der medizinische Lösungsansatz auf den Patienten reduziert werden. Die Therapie selbst besteht im Prinzip aus: „Jo, die Welt ist kacke, find dich damit ab.“ Und unzähligen Varianten davon.
Dies dürfte der Hauptgrund für die niedrigen Erfolgsquoten (30-40% der Langzeittherapien!) der Seelenklempner sein. Deren Therapien und Kochrezepte stoßen an Grenzen, und dann kommt irgendwann der nächste Schritt: Der Patient wird als „nicht therapierbar“ abgestempelt oder landet in Kliniken, wo er den ganzen Tag von anderen kaputten Leuten umgeben ist. Da wird man doch wieder gesund! Nein, manche werden dort erst richtig krank, denn:
Obendrein sind Psychopharmaka ein echtes Teufelszeug, das ähnliche Nebenwirkungen wie illegale Drogen entwickeln kann. Von schweren, körperlichen Folgeschäden bis hin zu Abhängigkeit. A propos Drogen:
Besonders übel ist die Situation bei Menschen, die schwer drogenabhängig sind. Psychische Probleme sind in dem Milieu besonders weit verbreitet, weil dort meistens die (Haupt-)Ursache für die eigentliche Abhängigkeit zu suchen ist. Die kriegen aber idR. erst dann eine Betreuung, wenn sie clean sind. Dabei bräuchten sie die JETZT und SOFORT. Im Grunde permanent. Aber nix da, manche schaffen den Entzug einfach nicht aufgrund ihrer vielen Probleme und Baustellen, und gelangen so nie in eine Therapie, werden herum gereicht, sind zwischendrin wieder wochenlang auf der Straße, werden noch dazu mit allerlei Pillen voll gestopft und so weiter… ein endloser Leidensweg für alle Beteiligten, auch für Ärzte und Co.
An die Ursachen kommt man SO jedenfalls nicht: Eine normopathische, giftige Gesellschaftsform, die neben Bergen an Krempel auch noch unzählige Unzufriedene und Ausgestoßene produziert. Das ist alles nur Druidentee, wie ein Genosse zu sagen pflegt.
Letztens hörte ich im Radio: Angeblich ist weltweit jeder achte Mensch psychisch krank. Glaube ich sofort, und ich vermute zusätzlich eine noch wesentlich höhere Dunkelziffer. Ansonsten mal den Begriff „Funktionale Depression“ nach schlagen.
@DasNarf: Dass die psychosozialen Umstände, in denen ein Mensch lebt, die Hauptursache für Drogenabhängigkeit sind, bestätigt der britische Journalist Johann Hari in seinem brillianten Buch „Drogen-die Geschichte eines langen Krieges“ (Original: „Chasing the Scream“), erschienen 2015, für das er auch zig Gespräche mit Ärzten und Psychologen weltweit geführt hat, zu 100 %. Seine vereinfachte Kernaussage lautet daher: „The opposite of addiction is connection.“
Auch die Tierversuche mit Ratten, die für dieses Thema gemacht wurden und die er eindrucksvoll beschreibt, haben dies eindeutig bewiesen.
Das Klischee vom Drogensüchtigen, der einfach nicht genug Selbstbeherrschung hat und den allein die biochemische Wirkung der Droge abhängig macht, wird hier (endlich!) regelrecht zerschreddert.
Deshalb ist für mich auch die sogenannte Opiat-Krise in den USA, die dort vor einigen Jahren als Folgeerscheinung der sehr leichtfertigen Verschreibung des Medikaments Oxycodon das Land überflutete, für mich primär Konsequenz der Tatsache, dass die Verbreitung dieses Medikament in einer sozial kaputten und völlig degenerierten Gesellschaft stattfand, womit ich die Leichtfertgkeit dieser Verschreibungspraxis und der mafiösen Rolle der entsprechenden Pharmaindustrie absolut nicht runterspielen will!
Johann Haris Buch müsste deshalb eigentlich Pflichtlektüre in der Schule sein!
„es gibt kein richtiges leben im falschen“
Die Frage ist allerdings erlaubt und durchaus unbeantwortet, ob die Ursache in zunehmenden und schwereren psychischen Leiden liegt, (die zweifellos durch ein neoliberal-kapitalistisches Leistungssystem verursacht werden!). Oder ob es nicht auch an der neuen Sensibilität liegt, die z.B. Selbstzweifel (nicht zuletzt an der sexuellen Identität), persönliches Versagen, Trauer nach Verlust oder pubertären Weltschmerz (also jedem Menschen widerfahrende und bewältigbare Krisen) zu psychischen Krankheiten erklärt. Und ob es nicht eine Emanation eben dieses kapitalistischen Systems ist, daraus durch eine neue boomende Sparte von Psycho-irgendwas-Berufen wieder Kapital zu generieren.
Schwieriges Thema, weil recht subjektiv und weil man als Depressiver oft nicht die wahren Gründe seines Leidens erkennt. Ich habe jahrelang unter „depressiven Verstimmungen“ gelitten, eigentlich seit der Pubertät, obwohl ich objektiv m.E. keinen Grund dazu hatte, konnte ich je nach Situation immer einen benennen, der sich aber immer änderte (was bedeutet, dass er es eigentlich nicht sein kann). Bei mir ist das vermutlich teilweise biologisch, denn seit ich täglich Vitamin D nehme, geht es mir im Durchschnitt sehr viel besser, zumindest vermute ich, dass es u.a. daran gelegen hat.
Nicht nur bei dir ist das biologisch. Selbstverständlich ist die Psyche Biologie.
Wenn die Sonne scheint, haben die Menschen bessere Laune. Wie kommt das wohl?
Darum gibt es ja auch Lichttherapie bei Stimmungsschwankungen.
Wenn die Sonne scheint, bekommen die Leute aber nicht nur mehr Licht ab, sondern unternehmen auch mehr; das ist auch gut für sowohl die körperliche als geistige Gesundheit.
Besser allemal, als zuhause auf dem Sofa Netflix-Serien zu verschlingen und sich dabei von fettigen Chips und Speiseeis zu ernähren.
Dafür brauchen wir aber nun wirklich keine Psychologen.
Was für eine Tautologie! Für Lichttherapie braucht man keine Psychologen, ja. Zum Rasenmähen übrigens auch nicht.
Wofür man Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten braucht, steht auf einem anderen Blatt. Wäre allen mit Lichttherapie geholfen, hätten wir nicht so viele Menschen mit lang anhaltenden psychischen Problemen in der Gesellschaft.
Man braucht sie nicht für diese Erkenntnis. Beleidigt?
Übrigens war die implizierte Frage, wofür man Psychologen braucht.
Wenn man auf solche wie dich trifft, Könnte man schon einen brauchen,
da du dich ohne Grund und völlig aus einer Laune heraus in Feindseligkeit suhlst
und das dein Gegenüber wissen läßt, du kleines Ekel!
Shame on you!
Vielen Dank für die Blumen, du großer Charmebolzen.
Sicher nicht beleidigt; vielleicht etwas genervt.
Zur Frage, wofür man Psychologen braucht, hören Sie gerne mal in meinen Podcast rein: https://menschen-bilder.blog/2025/11/neuer-podcast-was-ist-psychologie/
@BvZ: Das mit der Sonne und ihrer Wirkung ist auch wieder ein generalisierendes Klischee.
Ich z.B. hasse die Sommermonate, und zwar nicht nur, weil diese klimawandelbedingt in der Regel immer heißer geworden sind, sondern weil mir das grelle Licht des Fusionsreaktors Sonne an diesen gefühlt endlos langen Tagen tierisch auf den Wecker und meine Laune komplett in den Keller geht.
Ich liebe dagegen die langen Nächte der Herbst- und Wintermonate, dazu vielleicht noch gemütliches Kerzenlicht und eine Tasse Tee, für mich ein absoluter Genuss. Nächste Woche werde ich deshalb wieder auf einer niederländischen Nordseeinsel sein und das raue Wetter und die lange Dunkelheit genießen, die mir einen inneren Frieden beschert.
Mit irgendwelchen sonnenverseuchten „Tropenparadiesen“, in die ja jetzt wieder die Leute hier vor dieser „schmuddeligen“ Jahreszeit „flüchten“, kann man mich jagen!
Ja, klar, alle Pauschalisierungen sind falsch.
Ziemlich sicher nicht nur (Körper-Geist-Problem). Man kann auch bei Sonnenschein deprimiert sein und gleichzeitig gibt es Leute, die vom Wetter vollkommen unbeeinflusst zu sein scheinen. Wäre es derart simpel, hätten wir längst ein Medikament, welches jeden glücklich macht, Psyche ist wesentlich komplexer.
Aber statistisch kann der Zusammenhang von Sonneneinstrahlung (volkswirtschaftlich reiche Länder liegen tendentiell nördlicher) durchaus eine Rolle spielen, wenn auch sicher nicht die einzige. Ich sehe da eine Reihe weiterer Faktoren, von fremdbestimmter Arbeit bis hin zur Verstädterung.
@ J. Keller : sie essen, was andere Leute
Hände kultiviert haben und sie scheißen
in eine Kanalisation, die anderer Leute Hände gebaut haben und in Gang halten.
Das trifft auf weite Teile der Akademike:
rinnen zu. Dieser Sektor hat sich über alle
Maßen aufgebläht und sich selber ver -mehrt, so sehr, dass diese Kräfte allüber all fehlen. Ja, diese Schicht produziert gar
den Fachkräftemangel. Obwohl eine Ge sellschaft ohne zB. Ingenieure, Ärzte u.ä. natürlich nicht funktioniert.
„Zurück zur Jugend
….zahlreiche Probleme, die ihnen die Erwachsenen, die sie in Zukunft versorgen sollen, überlassen: Denken wir an Staatsschulden, klimaschädliche Gase in der Luft und Stickstoff in den Böden, steigende Temperaturen und Meeresspiegel, Müll in den Meeren, zerbröckelnde Infrastruktur, zunehmende Kosten im Zusammenhang mit den wachsenden Unterschieden zwischen Wohlhabenden und Ärmeren, die Destabilisierung demokratischer Rechtsstaaten und kriegerische Konflikte.“
Ach, was soll dieses übliche Gejammere. Wie wir es heute auf allen Channels erfahren durften, die beste Therapie für die Reichsjugend -insbesondere für die Gruppe derjenigen mit Pony-Haircut in Neon-Farben- ist und bleibt die bekannte Anästhesiologin Angela mit ihrer 16-jährigen Praxiserfahrung im Verabreichen von Voll- und Lokalanästhesie -schwerpunktmässig- im Hirnbereich…
>Merkel: Am beliebtesten ist die Altkanzlerin bei den jungen Wählerinnen und Wählern
Auf die Frage „Vermissen Sie Angela Merkel als Bundeskanzlerin?“ antworteten insgesamt 25 Prozent mit „Ja“ und „eher Ja“, 68 Prozent dagegen mit „nein“ und „eher nein“. Mit Blick auf die Parteipräferenzen zeigt sich: Merkel wird mehrheitlich bei den Linken (61 Prozent) und den Grünen (52 Prozent) vermisst. Bei der Union sind es immerhin 22 Prozent und damit jeder Fünfte. Bei der SPD vermissen 34 Prozent die Altkanzlerin. Am beliebtesten ist Merkel bei den 18- bis 29-Jährigen, wo jeder dritte die Altkanzlerin vermisst.<
Beobachtet man, wie gerade viele der 8 bis 18 jährigen leben, ist die Depression eine angemessene Reaktion und keine Krankheit. Nicht das Individuum ist (psychisch) krank, sondern das System, in dem es lebt. Was dann aber gesund wäre, ist eine Frage, deren Beantwortung man besser nicht einer staatlich alimentierten Psychologenschaft überlassen sollte.
Wie wir leben wollen, ist zuallererst eine gesellschaftliche und politische Organisationsaufgabe.
Nochmal für alle
Solange die Bedrohung anhält, wird es auch keine Heilung geben!
Es ist alles ganz einfach.
Kein Kapitalismus, keine Depression!
https://www.bundesstiftung-aufarbeitung.de/de/recherche/mediathek/einem-anfall-von-depression-selbsttoetungen-der-ddr
Erst in einer reichen Volkswirtschaft kann man sich den Luxus einer Depression inkl. Psychotherapeuten leisten.
In einer armen Volkswirtschaft geht es in erster Linie ums nackte Überleben.
Ach ja: Elektroschocks gegen Depression ist wieder „in“.
Echt, ist es schon wieder soweit?
Ich hatte das in den Zehnerjahren des Öfteren, nur so zum Spaß in ein paar ausgesuchten Foren angemerkt, das Lobotomie in manchen Fällen helfen könne… 😉
Darüber sollte man keine Witze machen, wenn man sieht, was für eine lebenslange geistige Beschädigung diese Eingriffe nach sich zogen (wenn man sie denn überlebt hat).
Aber ja, in der biologischen Psychiatrie werden jetzt die (angeblichen) Vorteile der klinisch „elektrokonvulsive Therapie“ genannten Behandlung stärker angepriesen.
Nur damit bei den Lesern keine Verwirrung entsteht, Lobotomie ist ein chirugischer Eingriff im Gehirn und etwas vollkommen anderes, als
https://de.wikipedia.org/wiki/Elektrokonvulsionstherapie
Wikipedia schreibt außerdem:
Natürlich gibt es auch wissenschaftliche Kritik.
Wie es genau funktioniert, scheint man nicht zu wissen, aber man kann den Erfolg messen:
Ich, als alter Esoteriker, frage mich, ob es da nicht noch einen unverstandenen Seiteneffekt gibt, wer „Dreißig Jahre unter den Toten“ (von Wickland): gelesen hat, weiß, was ich meine. Gibts übrigens kostenlos:
https://de.scribd.com/document/208525353/30-Jahre-unter-den-Toten-pdf
@tp83: „Der Sinn (oder Unsinn?) Ihres Beitrages erschließt sich mir nicht ganz. Depression eine reine „Luxuskrankheit“, die immerhin etwa 30% der „Luxuskranken“ in den Suizid treibt??
Eine Erkrankung, die die ganze Lebensqualität der Betroffenen ruiniert, wie ich als selbst Depressionskranker hinlänglich bestätigen kann.
Also habe ich etwas komplett falsch verstanden oder ist Ihr Beitrag tatsächlich nur dummes Geschwätz auf Stammtischniveau?
Während Medizin und Psychotherapie das Funktionieren des Individuums sicherstellen sollen, ist Krankheit zwar wirklich kein angenehmer, aber doch auch ein Weg, dem kaputten System zu entfliehen.
Wenn trotz immer höher werdenden Aufwendungen von Medizin und Psychotherapie nicht mehr Gesundheit herzustellen ist, dann sollte man sich auch einmal fragen, ob es nicht das System ist, das hier krankt.
Aber ganz so einfach ist es nicht. Pauschale Urteile führen hier nicht weiter. Psychotherapie hat meistens sehr positive Effekte und tatsächlich gibt es in dem Bereich eine chronische Unterversorgung.
Was jedoch schon pathologisch ist, dass ist der Automatismus mit dem Wirtschaftsvertreter Menschen zu ihrem Profit hochrechnen.
150 Milliarden Euros Schaden kann nur derjenige proklamieren der die betreffenden Menschen als sein verfügbares Eigentum ansieht.
Darf ein Mensch auch mal krank sein? Darf er sich unglücklich fühlen? Schmerzen haben, leiden. Muss denn jede Krankheit unbedingt immer und sofort geheilt werden? Wird das die Medizin überhaupt jemals leisten können, jeden gesund zu machen? Hat Krankheit denn nicht auch eine Berechtigung, einen Sinn.
Ein Recht darauf, krank sein zu dürfen, täte der Gesellschaft mal ganz gut.
Viele Arbeitsplätze würden dann von alleine besser. Arbeit kann nämlich auch richtig Spaß machen. Und Mediziner und Psychotherapeuten hätten dann wieder eine klare Aufgabenstellung. Sie sollen nämlich ausschließlich nur dem Wohle ihres Patienten dienen und nicht dafür, dass die Wirtschaft mehr Profit, der Staat höhere Steuereinnahmen und das Militär mehr Soldaten hat.
Genau das, ja!
Ökonomisch könnte man auch sagen, dass die – sagen wir mal: 16 – Stunden am Tag, die wir normalerweise nicht arbeiten, ein volkswirtschaftlicher Schaden sind, einschließlich Urlaub und Rente. An letzterer wird ja alle paar Jahre wieder geschraubt, um die Menschen weiterhin effizient im Sinne des Systems einzusetzen.
Das allgemeine Problem bei einer Psychotherapie ist, das hier der Rezipient meist wieder an das Schweinesystem gewöhnt werden soll und das kann halt nicht funktionieren.
So lange die Bedrohung, sprich das Trauma anhält ist auch keine Heilung möglich.
@Motonomer: „Das allgemeine Problem bei einer Psychotherapie ist, das hier der Rezipient meist wieder an das Schweinesystem gewöhnt werden soll und das kann halt nicht funktionieren.“
Du hast zwar mächtig die Pfanne heiß, aber diese Aussage stimmt 100%ig, weil ich’s aus eigener Erfahrung bestätigen kann!
Vielen Dank 👍
Ich weiß das zu schätzen. ✌
Hiermit hast Du es voll auf den Punkt gebracht.
Der Artikel ist zu lang… das gibt Gehirnwäsche; … kürzlich fand ich diesen Text hier der über Selbstmorde aus Verzweiflung spricht. EIne stark ansteigende Kategorie aus toten Menschen vornehmlich westlicher Gesellschaften. Leider fehlt die Grafik dazu. Ich denke viel weiter muss man nicht mehr suchen. Die Gründe der Zerstörung Weisser westlicher Gesellschsftsstrukturen unterliegen zahlreichen Angriffen und das zeigt sich und freiwilligen Abgängen…
Wenn eine Gesellschaft nicht mehr für ihre Menschen funktioniert
Was dieses Diagramm wirklich zeigt, ist die Geschichte einer Gesellschaft, die an allen Ecken und Enden auseinanderfällt. Selbstmorde, Überdosierungen und alkoholbedingte Todesfälle sind alle gestiegen, aber aus unterschiedlichen Gründen, die sich zu einer größeren Wahrheit vereinen: Die Menschen verlieren ihre Anker. Man kann die Wirtschaft nicht von der Kultur trennen, oder Politik von Psychologie. Es ist alles Teil desselben Zerfalls.
Beginnen wir mit der Wirtschaft, denn hier begann der langsame Schwund. Jahrzehntelang stagnierten die Löhne, während die Kosten für alles, was wichtig ist – wie Wohnen, Bildung, Gesundheitsversorgung – explodierten. Die starke Wirtschaft, von der wir immer hören, basiert auf Schulden, Spekulationen und Vermögensblasen. Auf dem Papier sieht sie gut aus, weil sie die wenigen belohnt, die bereits Kapital besitzen, während der Rest alles mietet – ihre Häuser, ihre Autos, sogar ihr Sicherheitsgefühl. Diese Kluft zwischen den Daten und dem täglichen Leben nährt stille Wut und Erschöpfung.
Dann gibt es den kulturellen Aspekt. Institutionen, die den Menschen einst Identität gaben, darunter Kirche, Gemeinschaftsgruppen, lokale Unternehmen, sind verkümmert. Das digitale Leben füllte den Raum, aber es ist keine echte Verbindung. Es ist ein Spiegelkabinett, in dem Menschen ihre schlimmsten Tage mit den Höhepunkten anderer vergleichen. Wir haben Zugehörigkeit gegen Sichtbarkeit und Sinn gegen Ablenkung eingetauscht. Diese Einsamkeit, dieses ständige Gefühl der Unzulänglichkeit, ist eine langsame Art des Erstickens und treibt die Menschen dazu, auf irgendeine Weise zu entkommen.
Das Gesundheitssystem hat es verschlimmert. Wir haben Schmerz medizinisch behandelt, aber nie seine Wurzeln. Wir haben Opioide überverschrieben, bis wir das Vertrauen brachen, dann schnitten wir die Menschen abrupt ab und trieben sie zum Straßenverkauf, der jetzt mit Fentanyl versetzt ist – stark genug, um in Mikrogramm zu töten. Behandlungsmöglichkeiten gibt es, aber sie sind fragmentiert, teuer und für die Menschen, die sie am meisten brauchen, unerreichbar. Wir sprechen über Bewusstsein für psychische Gesundheit, aber nicht über das System, das davon profitiert, Menschen krank, medikamentös versorgt und isoliert zu halten.
Es gibt auch einen moralischen und generationellen Wandel, über den niemand sprechen will. Jüngere Generationen wurden erzogen, Leidenschaft statt Stabilität zu verfolgen, und sahen dann, wie die Kosten für das Erwachsenwerden explodierten. Ältere Generationen sahen, wie die Welt, die sie aufgebaut hatten – hart arbeiten, ein Haus kaufen, würdevoll in Rente gehen – unter ihren Füßen zerfiel. Beide fühlen sich auf unterschiedliche Weise verraten, und diese gemeinsame Ernüchterung sitzt tief.
Und darunter liegt eine spirituelle Krise. Nicht im religiösen Sinn, sondern im menschlichen. Die Menschen haben das Gefühl für einen Sinn jenseits von Konsum und Überleben verloren. Die Rituale, die dem Leben Rhythmus gaben, wie gemeinschaftliche Abendessen, Sonntagsgottesdienste, Familientreffen ohne Telefone, sind seltener geworden. Wir sind materiell reich, aber emotional unterernährt.
Wenn Sie also diese steigenden Linien bei Selbstmorden, Überdosierungen und Alkohol sehen, betrachten Sie sie nicht als getrennte Probleme. Sehen Sie sie als Symptome eines Systems, das vergessen hat, was Menschen brauchen, um ganz zu bleiben: Sinn, Verbindung, Stabilität und Hoffnung. Das lässt sich nicht mit politischen Anpassungen oder Therapie-Werbung beheben. Es erfordert den Wiederaufbau des Fundaments, einer Wirtschaft, die Beitrag belohnt, nicht Spekulation; Gemeinschaften, die tatsächlich in der physischen Welt existieren; und eine Kultur, die Erfolg an mehr misst als dem, was man besitzt oder postet.
Es geht darum, wie ein Land, das einst stolz auf Leben, Freiheit und Chancen war, langsam vergisst, wie es seine Menschen am Leben….
Das ist ein globales ‚Problem das Kapitalismus heißt.
Ja klar, alter Hut, ist seit Marx, Engels bekannt. Jeder der das anders sieht ist evident geistesgestört.
Die große Frage ist doch aber warum ? Warum ist er so stabil, wider jeden Sinn, jede Logik, wider jede Lebenserfahrung ?
Eine Antwort habe ich versucht, steht unten, hätte besser als Antwort hierher gepasst.
So, ich mach mich vielleicht mal unbeliebt…..
Ich habe mich – unter einem Artikel von Herrn Schleim – ja schonmal als Anhänger von C.G. Jung geoutet. Hier nochmals zwei Zitate, die m.E. gut zum Thema passen:
„Unter allen meinen Patienten jenseits der Lebensmitte, das heißt jenseits fünfunddreißig, ist nicht ein Einziger, dessen endgültiges Problem nicht das der religiösen Einstellung wäre. Ja, jeder krankt in letzter Linie daran, dass er das verloren hat, was lebendige Religionen ihren Gläubigen zu allen Zeiten gegeben haben, und keiner ist wirklich geheilt, der seine religiöse Einstellung nicht wieder erreicht, was mit Konfession oder Zugehörigkeit zu einer Kirche natürlich nichts zu tun hat.“
(Man beachte daß Jung das Wort „Religion“ grundsätzlich in der Bedeutung des Wortes „Spiritualität“ verwendet, welches ihm anscheinend unbekannt war. Er definierte Religion einmal, in einem Interview mit Georg Gerster, als „Beziehung zum Numinosen“).
Auch ein passendes Zitat:
„We think we can congratulate ourselves on having already reached such a pinnacle of clarity, imagining that we have left all these phantasmal gods far behind. But what we have left behind are only verbal spectres, not the psychic facts that were responsible for the birth of the gods. We are still as much possessed by autonomous factors as if they were Olympians. Today they are called phobias, obsessions, and so forth; in a word, neurotic symptoms. The gods have become diseases; Zeus no longer rules Olympus but rather the solar plexus, and produces curious specimens for the doctor’s consulting room, or disorders of the brains of politicians and journalists who unwillingly let loose psychic epidemics on the world.“
Als jemand der selbst früher an depressiven Episoden gelitten hat und einige Jahre in Therapie war, kann ich mit dieser Sicht äußerst viel anfangen.
Es ist sicherlich kein Zufall daß ausgerechnet Psychedelika (z.B. Psilocybin) auch gegen Depression wirksam sind und momentan als der neue „heiße Sche*ß“ in dieser Hinsicht gelten. Denn gerade diese führen eben auch zu Erlebnissen, die als „mystische“ bzw. „spirituelle“ Erfahrungen empfunden werden. Nicht zuletzt ist bekannt daß religiöse Überzeugungen die Resilizenz erhöhen.
Jo….ich weiß….eine unbeliebte Meinung in einer zunehmend atheistischen – und depressiven – Welt.
„Man beachte daß Jung das Wort „Religion“ grundsätzlich in der Bedeutung des Wortes „Spiritualität“ verwendet“
Ok, dann kann ich damit leben. Zustimmung.
Die meisten leiden an einem Mangel an geistiger Weite und Größe.
Ich würde aber es aber im Gegensatz zu Ihnen nicht Atheismus nennen. Eher, wie gesagt mangelnde geistige Weite.
Das ist aber zugegeben ein unfertiger Gedanke.
Vielleicht noch ein kurzer Nachtrag:
Im Artikel wurde ja bereits Google ngram verwendet, was auch im Falle des Begriffs „Spiritualität“ guten Dienst leistet:
https://books.google.com/ngrams/graph?content=Spiritualit%C3%A4t&year_start=1800&year_end=2022&corpus=de&smoothing=3
Jung starb im Jahr 1961. Man sieht daß in fast seiner gesamten Lebenszeit dieser Begriff völlig ungebräuchlich war.
Deshalb unterscheidet er auch gerne zwischen Religion und Konfession.
Wie gesagt sprach er einmal von der Beziehung zum „Numinosen“ – ein Wort daß er immer wieder verwendet. Es wurde 1917 vom Theologen Rudolf Otto geprägt, in seinem Buch „Das Heilige: Über das Irrationale in der Idee des Göttlichen und sein Verhältnis zum Rationalen“.
Ich habe das Buch letztes Jahr gelesen und fand es absolut brilliant. Otto versucht darin zu beschreiben was die emotionale Grundlage jeglichen Glaubens an eine höhere Macht ist – und das gelingt ihm m.E. außerordentlich gut. Dieses Gefühl nennt er „numinos“.
Es besteht hauptsächlich aus dem „Mysterium tremendum“ und dem „Mysterium fascinans“.
„Mysterium“ weil da ein „ganz Anderes“ zu sein scheint – etwas was mit dem menschlichen Dasein nichts zu tun hat. Tremendum, weil es ehrfurchtgebietend ist und Einem einen Schauer über den Rücken laufen lässt. Und fascinans weil es auch schön und anziehend wirkt.
Beispiele dafür wären – für mich persönlich jedenfalls – der Blick in den nächtlichen Sternenhimmel, sowie gewisse Erfahrungen während eines Psilocybin-Trips.
Die interessante Frage ist doch, warum gelingt es der Mehrheit der Menschen nicht, ein Leben zu führen, das langfristig ihrem Wohlbefinden förderlich ist und ihre Lebensgrundlagen erhält ? Und warum kommen 90 oder mehr % der Führungskräfte in Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur aus dieser Gruppe ?
Es gibt ans sich, da kann man sich den Mund fusselig reden, nur eine wissenschaftliche Erklärung. Es sind Verhaltensmuster die genetisch fixiert sind. Diese führen dazu, dass die Menschheit insgesamt sich selbst in eine Sackgasse manövriert, weil sie sich selbst Bedingungen schafft unter denen diese genetisch fixierten Verhaltensmuster dysfunktional werden. Eine etwas hinkende Analogie wären Fliegen an der Fensterscheibe. Ihre festen Verhaltensmuster machen es ihnen unmöglich, das Problem zu lösen. Der Unterschied, die Menschen schaffen sich ihrer „Fensterscheibe“ selbst, um dann daran zu scheitern. Es gibt natürlich auf Grund der natürlichen Variabilität der Erbanlagen Menschen die das genetische potential und auch die kulturelle Sozialisierung haben sich anders, besser zu verhalten, aber das sind 1. Minderheiten, 2. unterliegen sie selbst durch die geschaffenen Umstände Sachzwängen, die es ihnen nicht möglich machen im vollem Umfang gegen Fehlentwicklungen zu wirken. Es ist sehr schwer sich dem allen vollständig zu entziehen.
Es gibt also durchaus ein Potential innerhalb der Menschheit, etwas zu ändern. Aber unter den gegenwärtigen Selektions-Bedingungen kann es sich offenbar nicht entfalten und durchsetzen. Weder genetisch noch kulturell. Man sieht es auf politischer Ebene z.B. daran, dass Alternativen im Bereich von Kleinstparteien bleiben oder wie BSW es extrem schwer haben. BSW versucht zumindest einen rationalen Politik – Ansatz, das bringt ja schon allen anderen, egal wie verfeindet sie sonst sind, zum Toben, weil sie mit ihrem Irrsinn weitermachen wollen.
Oder um es kurz zu machen Zitat aus einem russischen Film*: angesichts der ständigen Kriege und Fehden, Erbstreitigkeiten fragt in dem Film jemand einen Priester: warum werden die Menschen nicht besser und klüger ? der Priester sagt: Sie wollen nicht.
*Den Titel leider vergessen, ein Historienfilm der in der Zeit der Christianisierung und der Einwanderung der Wikinger im Kiever Rus im frühen Mittelalter spielt.
Ja. Aber machen wir es doch konkreter, welche Verhaltensmuster sind das deiner Ansicht nach?
Die Dynamiken beim Wahlverhalten lassen sich recht gut erklären idR anhand der Spieltheorie. Bekannte Kleinparteien werden z.B. wegen der 5%-Hürde nicht gewählt, weil man riskiert, seine Stimme zu verschenken. Unbekannte Kleinparteien werden nicht gewählt, weil man sie nicht kennt (+5% Hürde, je unbekannter desto sicherer scheitert die Partei daran). Bei BSW hat Wagenknecht zudem viel Sympathie verspielt, weil sie mit dem Altparteienkartell gekuschelt hat und sich der AfD komplett verweigerte (so sieht rationale Politik nicht aus, ich halte Sarah nicht mehr für vertrauenswürdig, sie ist einfach schon zu lange im schmutzigen Politgeschäft und handelt anders, als sie redet).
Aber davon abgesehen hast du trotzdem recht, Parteiensysteme unterstützen ausgerechnet die negativen menschlichen Eigenschaften, die bei einem Kampf um Macht halt bervorzugt hervortreten: Grabenkampfverhalten, Verleumdungen, Seilschaften, Korruption, Unredlichkeit usw.
Oder in kurz: Repräsentativsysteme passen nicht gut zu unseren ererbten Verhaltensweisen (die vielen Menschen aber nicht bewusst sind).
Jedenfalls muss bei jedem Missempfinden sofort etwas getan werden. Von der Tablette bis zur Geschlechtsumwandlung. Und schon vorher muss man Totalabstinenzler sein, denn da kommt das her. Wissend, dass dann mehr Pharmaprodukte gekauft werden. Sehr schade, dass das nicht als das gesehen wird, was es ist: Konsumterror.
Nein, ich muss nichts tun. Gefühle der Angst, der Desorientierung, der Schuld, des Versagens sind eben nicht pathologisch. Die gehören zum Leben dazu und wenn ich die nicht habe, bin ich kein Mensch. Wenn ich versuche, sie weg zu drücken, kommen sie wieder, mit doppelter Wucht.
Die Idee wäre also, sie bewusst zuzulassen. Mache ich des des morgens. Die schlechten Gefühle dürfen sein. Nicht im Sinne des Aushaltens, vielmehr im Bewusstsein, dass ich das nicht ändern kann. Und dann? Das Schlimme nimmt ab. Einfach, weil es sein durfte und seinen Platz bekam. Am Schluss muss ich aufatmen und dann geht es weiter. Dann mache ich das Gleiche mit der Physis. Es zwackt hier und dort zwickt es. Es darf.
So erreiche ich, dass ich den ganzen Tag vor mich hin werkeln kann, ohne von Physis oder Psyche gestört zu werden.
Wollte ich mal gesagt haben. Es geht auch ohne Konsum. Überwirgend. Ein Allerheilmittel ist es natürlich nicht.
Ich stimme ihnen zu! Außerdem werden in den Diagnose Handbüchern ständig die Grenzen runtergeschraubt. Es galt vor ein paar Jahren schon als bedenklich wenn jemand sich 2 Wochen lang niedergedrückt gefühlt hat. Wahrscheinlich ist es mittlerweile so dass schon eine Depression diagnostiziert wird wenn sich jemand 1/2 h schlecht fühlt. Die Pillenverkäufer freut es!
Der Autor untersucht im wesentlichen die „psychische Resilienz“ westlicher Länder. Das ist gut, betrifft aber nur eine Minderheit der Menschheit. Mich würde interessieren ob seine Analyse auch auf Asien – wo die Mehrheit der Menschheit lebt – zutrifft. Eigene Erfahrungen führen zu folgenden Erkenntnissen:
Die westliche Zivilisation ist im historischen Niedergang. Dekadenz prägt das Bild.. Der Gemeinsinn westlicher Menschen, der noch niemals sehr ausgeprägt war, geht weiter zurück. Ein dekadenter Überindividualismus herrscht vor. In diesen Umfeld verwundert die Zunahme psychischer Erkrankungen nicht, zumal Therapeuten damit Geld verdienen können.
Betrachtet man Asien so kann man sagen: Je westlicher, desto dekadenter, umso mehr psychische Erkrankungen. Südkorea, aber auch Japan, sind hier Musterbeispiele. Auch in China ist im Zuge der Verwestlichung eine Zunahme psychischer Erkrankungen zu beobachten, deren Behandlung sich reiche Chinesen auch leisten können. Trotzdem ist die auf mehr Gemeinsinn, Ablehnung von Überindividualismus ausgerichtete konfuzianische chinesische Kultur weniger anfällig für psychische Erkrankungen als Europäer. Wer im Alltag 1500 Schriftzeichen beherrschen muß, muß geistig fit sein und kann sich psychische Erkrankungen gar nicht leisten.
Zahlreiche Länder der Welt sind so arm, die Menschen dort sind so mit ihren Überleben beschäftigt, das sie sich psychische Probleme und Erkrankungen gar nicht leisten können. Insofern reden wir hier über typisch westliche Luxusprobleme
Das fällt in den Bereich der kulturellen Psychiatrie, der sehr wichtig ist – aber nicht so mein Fachgebiet.
Lese-Tipp: Ethan Watters, Crazy Like Us: The Globalization of the American Psyche. Auch mit asiatischen Fallbeispielen. Weiß nicht, ob’s das ggf. auch in deutscher Übersetzung gibt.
Aber es hängt doch alles mit allen zusammen?
Der Blick über den Tellerrand des eigenen Fachgebietes bringt Erkenntnisgewinn.
Was die Ursachen der zunehmenden psychischen Erkrankungen der westlichen Welt sind, haben hier viele Kommentatoren beschrieben.
Der Fortschritt bringt es mit sich das wir heutzutage Krankheiten behandeln, auch psychische, die man früher gar nicht kannte. Klar das dies im Kapitalismus ein neues Geschäftsfeld ist, so sicher und profitabel wie die Rüstungsindustrie, die den gegenteiligen Zweck (Leben vernichten) hat. Insofern ist mir die Pharmaindustrie lieber als die Rüstungsindustrie, aber beide brauchen einander…..der ganz gewöhnliche Kapitalismus eben
Klaro. Aber man kann nicht alles auf einmal behandeln. Der Artikel war so schon recht lang.
Sie werden m.E. nur nicht explizit als solche registriert, weil unwesentlich ist, wie sich jemand fühlt, so lange er funktioniert.
Die Behandlung ist der Luxus, nicht das Auftreten der Erkrankung.
Es ist noch keine hundert Jahre her, dass auch in Deutschland bittere Armut herrschte. Das alte Bauernhaus in dem ich wohne, hatte bei unserem Einzug irgendwas um die 70qm Wohnfläche und wurde trotzdem von einer achtköpfigen Familie bewohnt. Soziale Absicherungen gab es so gut wie keine, der Bildungsstand war niedrig, die Gesundheitsversorgung mies, der Überlebensdruck hart. Wenn man da ein Trauma erlitt und dann gestört durchs Leben wandelte, war man geliefert, entweder man kam in den Knast, ins Irrenhaus oder irgendwie zu Tode (oder man wurschtelte sich halt irgendwie durch und blieb normalerweise unbemerkt und untherapiert).
Das liegt mit daran, das die Behandler sich gerne einen Kundenstamm aufbauen, den sie dann jahrzehntelang begleiten.
Das ist lukrativ und sicher. Ein anderes Problem ist, das immer mehr Sachen behandelt werden, die früher mit, reiß Dich zusammen und mach weiter gelöst wurden. Einfach weil man früher nicht die Kapazitäten hatte um da überhaupt was zu machen. Die Leute mussten mit ihren teilweise kriegsbedingten Problemen selber fertig werden. Oft schafften die das auch. Einfach weil bei den Meisten über die Jahre von alleine eine Abschwächung der Symtome stattfindet. Man kann sagen, die hatten Glück, das das Problembewusstsein gefehlt hatte und das damals noch kein Markt war.
Da kannte ich viele.
Generell würde ich sagen, das die Belastbarkeit massiv abgenommen hat. Ich kenne Leute, die weil sie unsicher in Bewerbungsgesprächen sind, Sitzungen beim Psychotherapeuten verschrieben bekommen haben und dort seit Jahren ein und aus gehen.
Dafür können die Betroffenen oft teilweise nichts, weil sie schon von Kindesbeinen an falsch erzogen und konditioniert wurden. Dazu werden immer neue Möglichkeiten gefunden den Leuten das Leben schwer zu machen und sicherzustellen, das sie Probleme haben die Alltagsaufgaben zu bewältigen. Wer seinen Strom und seine Heizung nicht bezahlen kann, wird nicht glücklich sein. Die Leute werden einfach im Dauerstress gehalten. Drogen, die man oft als die Ursache hinstellt, sind aus meiner Sicht eher ein Symtom und verstärken vorhandene Probleme nur. Auf der anderen Seite besteht die Behandlung eher zu oft im Verschreiben von Drogen. Extremstes Beispiel in der USA, die Fentanylkrise war die Folge der massiven Verschreibung von dem Zeug, weil billig.
Es gibt wohl recht viele Fälle wo die Leute nicht lösungsorientiert behandelt werden sondern so, das die Behandlung möglichst lange dauert. Dazu kommt, das die immer neue Krankheitsbilder entdecken, für die es zufällig dann das passende neue Medikament gibt. Die werden oft dann auch bei eher geringen Auffälligkeiten verschrieben und den Leuten wäre eigentlich mit einer niederschwelligen Verhaltenstherapie, einfach Hinwendung, Erziehung und Aufmerksamkeit oder sogar durch ein Nichtbeachten geholfen. Siehe ADHS. Mein Eindruck ist, das es oft im Vordergrund steht ein angepasstes Verhalten zu erzielen und nicht eine gefestigte Persönlichkeit zu fördern, die sicher im Leben steht und ihre Probleme auch selber löst. Durch die Dauerbehandlung von Lappalien, siehe erster Satz, fehlen oft die Kapazitäten für die, die wirklich schwere Probleme haben. Das ist unabhängig davon ob die nun einsehen das die ein Problem haben. Was oft nicht der Fall ist. Da hatte ich auch einige im Freundes- und Bekanntenkreis.
Na ja, man kann schon die Frage aufwerfen, ob heute oft „Lifestyle-Probleme“ pathologisiert und behandelt werden. Aber man sollte das Kind auch nicht mit dem Bade ausschütten:
Der Vorsatz stimmt. Die Konsequenz eher nicht: Viele waren gewalttätig und haben zuhause Partnerin, Partner und/oder Kinder verprügelt, was damals aber weniger als Problem angesehen wurde als heute. Schauen Sie sich außerdem mal den Alkohol- und Zigarettenkonsum von damals an. Seit den 1970ern, mit sozialen und Gesundheitsreformen, ist beides stark gesunken.
Anstatt dass die Symptome sich abschwächten, wie Sie schreiben, wurden sie oft wohl weggesoffen. Viele starben dann relativ früh nach dem Übergang in die Rente an Krebs. Vor allem Männer sind auch viel zu spät zum Arzt gegangen, weil „Mann hilft sich ja selbst“. Diejenigen, die in Kriegsgefangenschaft geraten waren, sollte man auch nicht ausblenden.
Ich finde, daß psychische Krankheit in dieser Gesellschaft und in diesem System eher ein Zeichen von psychischer Gesundheit ist, denn es ist eine Gegenwehr, eine Abwehr des eigenen Körpers, der eigenen Seele und der eigenen Psyche gegen kaputte und krankmachende Zustände, die einen jeden Tag umgeben. Man ist umgeben von Lebensfeindlichkeit, von Hass, von Unmenschlichkeit, von Kälte, von Materialismus, von Gier, von Gewalt, von Lüge, von Verlogenheit, von Kleingeistigkeit, von Spießigkeit, von Hässlichkeit, von Unfreundlichkeit, von Widerwärtigkeit und von vielem mehr.
Mir hat eine Psychiaterin mal klar gesagt, daß es in der Psychiatrie nur darum geht, die Leute arbeitsfähig zu halten bzw. zu bekommen, sie also für den Kapitalismus und den Arbeitsmarkt zuzurichten und wiederherzustellen.
Es geht nicht um Gesundheit und um Menschlichkeit, es geht um das Gegenteil davon. Die Psychiatrie ist nur ein Teil des Kapitalismus. Sie soll die Opfer dessen wieder in diesen „integrieren“.
@Erich Meyer: 👍👍👍
Ich danke Dir sehr.
„Volkswirtschaftlich reiche Länder haben die weltweit höchsten Pro-Kopf-Raten von Psychotherapeuten“
Meine laienhafte (ideologische) Erklärung dafür: Die reichen Länder können sich das leisten. Haben aber auch den Bedarf dafür, aufgrund ihrer individualisierenden Konkurrenz-Gesellschaften, die den Einzelnen leicht in die Isolation treibt. Infolgedessen fehlt ihm die gesellschaftliche Dimension des Mensch-Sein. Er fühlt sich nur noch als halber Mensch, da ihm etwas Wesentliches fehlt – die Gemeinschaft und deren Anerkennung, was in der liberalen Gesellschaft voller konkurrierender Individualitäten auch schwierig ist. Denn Erfolg hat da, wer ein ausgefuchster Egoist ist.
Ausgerechnet dieses Institut muss mal wieder das Maul aufreißen, klar, 150 Mrd. Schaden für die „Wirtschaft“, unsere heilige Kuh! Das die kapitalistischen und neoliberalen Verhältnisse , die Entfremdung von der Arbeit, die für die Familien oft zerstörerischen weiten Wege zur Arbeit mit den psychischen Erkrankungen was zu tun haben könnten, da scheint man keinen Blick für zu haben! Nun ja,
Ich habe außer dem Artikel, der für mich eine Menge Vorurteile und Allgemeinplätze beinhaltet, ebenso bei dem einen oder anderen Forenten hier gleiches bemerkt.
Ich habe selbst in Psychiatrie und Geronto-Psychiatrie gearbeitet und war 19 Jahre mit einer schwer psychisch kranken Frau zusammen, davon 12 verheiratet. Sie war bipolar und das hat sie das leben gekostet..
Zunächst ist es so, das die Medizin im Allgemeinen auf finanzielle Effizienz getrimmt ist, ich sehe zwischen den Auswirkungen auf materieller Ebene somatischer und psychiatrischer Medizin keine großen Unterschiede, bspw. wird in unserem Land orthopädisch genauso die neue Hüfte ( Total Endoprothese, TEP ) oder das künstliche Knie reingehämmert wie die Depressionsdiagnose gestellt, die in der Tat m.E. in vielen Fällen zu schnell diagnostiziert ist, z.B.
schon bei Trauerprozessen.
Zur Psychiatrie ist zu sagen, das Studium der Psychiatrie das Zweitschwerste in der Medizin ist ( das komplexeste ist die Veterinärmedizin !), da ein Psychiater immer auch ein guter Allgemeinmediziner sein muss, weil er in der Lage sein muss eine Differenzialdiagnose zu stellen, heißt, er muss erkennen können, ob wirklich eine psychische Erkrankung vorliegt oder eine psychische Symptomatik auf Grund einer anderen, körperlichen Erkrankung.
Außerdem herrscht in der Medizin immer noch das biomedizinische Krankheitsmodell vor, was bedeutet, das Gesund sein Freiheit von Krankheit ist. Ein Modell, wie das salutogenetische Modell des Medizinsoziologen Antonovsky, hat in der Medizin immer noch zu wenig Eingang gefunden, vom ganzheitlichen Modell wie in der Altenpflege, das die Einheit von Körper, Geist und Seele zur Grundlage hat, ganz zu Schweigen. Auch wird der Präventionsgedanke immer noch sehr stiefmütterlich behandelt; langsame Verbesserungen sind zwar zu sehen, aber sind immer noch vollkommen unzureichend.
Bei Alkoholismus z.B. geht es in der Behandlung nicht um das Gesundwerden. Eine Entgiftung alleine genügt da nicht, sondern eine anschließende Langzeittherapie ist zwingend erforderlich, diese dauert bis zu vier Monaten und muss vom Rentenversicherungsträger genehmigt werden. Die Crux ist, das das Ziel der Langzeittherapie nicht primär die Gesundung sondern die Wiederherstellung der Arbeitsfähigkeit ist!
Wer keine berufliche Perspektive hat und/oder keine stabilen familiären Verhältnisse vorweisen kann ist raus!
Da kann sich jeder denken, welche Gruppen von Menschen da von vornherein von Staat aufgeben sind und alleine gelassen werden; gilt im Großen und Ganzen für andere Suchterkrankungen auch, stoff- oder nicht stoffbedingt.
Zurück zur Psychiatrie: ein großes Problem ist natürlich, das man immer noch nicht weiß, wie der Hirnstoffwechsel wirklich funktioniert, das also jede Medikamentengabe ein Schuß ins Blaue ist. Es ist bekannt, das Psychopharmaka wirken, auch in etwa wie sie wirken, aber das tun sie i.a.R. bei jedem Individuum unterschiedlich, darum können Einstellungen u.U. recht lange dauern, schon deshalb, weil für die Wirksamkeit meist ein Spiegel aufgebaut werden muss, bevor man über die Wirksamkeit überhaupt eine Aussage treffen kann. Nur der Psychiater darf als Mediziner Medikamente überhaupt verordnen, ein Psychologe oder Psychotherapeut darf das nicht!
Der Neurologe ist auch psychiatrisch tätig, muss vier psychiatrische klinische Semester machen, ist aber in dem Bereich nicht der eigentliche Spezialist, sondern das ist der Psychiater!
Ein Riesenproblem ist unser Gesellschaft natürlich, das JEDER Arzt Psychopharmaka verordnen darf, also auch jeder Feld- Wald- und Wiesendoktor psychiatrische Diagnosen stellen darf und leider oft auch stellt, ohne zum Facharzt zu überweisen und die entsprechenden Medikamente aus eigenem verordnet. Tablettenabhängigkeit hat genau da ihre Wurzel!
Es gibt psychische Erkrankungen, die sind ohne die Psychiatrie nicht behandelbar. Ich habe meine bipolare Frau erlebt, wie sie in meiner Gegenwart halluzinierte, Dinge sah und fühlte, die nicht da waren und vor Angst schreiend sich in Schränken verstecken wollte.
Wir hatten aber insgesamt von den 19 gemeinsamen Jahren 13, in denen sie symptomlos war, weil sie gut medikamentös eingestellt gewesen ist. Eine Psychotherapie wäre bei diesem Krankheitsbild nicht zielführend gewesen. Eine solche Erkrankung hat mit gesellschaftlichen Verhältnissen nichts zu tun. Nachdem sie auf Grund der Nebenwirkungen von Lithium eine Niereninsuffizienz entwickelt hat, konnte sie das nicht mehr nehmen, ein Auf- und Ab begann, Psychiatrie rein, Psychiatrie raus, eine Neueinstellung hat nie funktioniert, auch aus oben benannten Gründen und als eine Krebsdiagnose hinzu kam, hat sie sich mit 53 Jahren erschossen.
Den behandelnden Ärzten kann ich da keinen Vorwurf machen, die haben getan was sie konnten.
Der und der hat dies und das, Krebs oder was auch immer. mit einer Fraktur kann bei anderen kann jeder umgehen, die psychische Erkrankung ist hingegen den Menschen unheimlich, weil nicht zu fassen. Der psychisch Kranke, der Suchterkrankte, der demenziell veränderte Mensch wird in dieser Gesellschaft nach wie vor stigmatisiert, oft ausgegrenzt, behördlich anders behandelt. Es IST ein Problem, das in dieser Gesellschaft einfach das Wissen fehlt, um diese Erkrankungen als Erkrankungen zu sehen und zu begreifen, im Grunde Erkrankungen wie alle anderen auch, nur von anderer Qualität und anders gelagert.
Selbstverständlich brauchen wir flächendeckend Psychotherapie und Psychologen genauso wie Psychiater, gar keine Frage. Ich habe doch vom Krieg traumatisierten Generationen meiner Großeltern und Eltern selber erlebt, die Zeit Ihres Lebens in der einen oder anderen Weise darunter gelitten haben, von den Senioren mit Demenz, die an Sylvester in der Pflegeeinrichtung beim Feuerwerk die Luftangriffe erneut erlebten ganz zu schweigen! da wäre flächendeckende psychotherapeutische Versorgung zwingend erforderlich gewesen, gab es aber nicht!
Es sind die gesellschaftlichen Verhältnisse, die Arbeitsbedingungen, das Vereinsamen, dass Zerbrechen von familiären Strukturen, Verhältnisse, die der Kapitalismus und die Neoliberale Wirtschaftsordnung gebiert, die die Menschen krank macht. Ich habe die Kaputten, die Ausgegrenzten und die Zerstörungen, die diese Gesellschaft verursacht jahrzehntelang live und in Farbe erlebt! Da muss mir keiner was erzählen!
Und selbstverständlich gibt es schlechte Ärzte, schlechte Therapeuten und Psychologen genauso, wie es schlechte Klempner gibt!
Dem Autor hier, obwohl einige Ansätze in dem Artikel durchaus bedenkenswert sind, muss ich die Kompetenz trotzdem absprechen! Mir ist vollkommen unklar, wie man als Philosoph und Kognitionswissenschaftler glaubt, in dem Themenbereich ohne echtes Wissen so etwas absondern zu können!
Da können die Forenten und der Autor gerne anderer Meinung sein, bitte schön, man kann über alles diskutieren!
Ich habe da meinen Standpunkt, aber vor allem bin ich erleichtert, das ich hier jetzt Dampf ablassen konnte, der Artikel hat mich halt geärgert.
Danke an Alle, die sich meinen Sermon hier rein tun!
Im Gespräch war doch wohl auch mal, Vit D bestimmten Lebensmitteln, (ähnlich wie Jod beim Salz)
zB der Milch beizugeben, um der Unterversorgung etwas entgegenzusetzen.
Ist ja gegen alles gut: zB gg Infektionen (Corona auch), Krebs,
MS. Alz und diese ganzen neurodegenerativen Spektrumkrankheiten.
Wie oft wohl Kommen Heimbewohner an die Sonne?
Oder working poor?
Schüler etc?
Außerdem, heißer Tipp: Microdosing Lithium.
(In fastfood ist ja nicht alles drin.)
Außerdem meiden: alles mit Aspartam und gewissen Farbstoffen.
Viel Fisch und/oder Vit E.
Gute Öle.
Mit Ernährung kann man viel machen.
Toxische Leute meiden.
Jeden Tag einen Dankbarkeitsgedanken.
Aufmerksamkeit nicht nur für die eigene Person.
Viel Natur.
Dass die Schülern lediglich ein „Bewusstsein“ für Bekämpfung der Symptome aber nicht den Hauch eines Ansatzes für Ursächliches bzw. Kritik an unserer physisch wie psychisch krankmachenden, warenproduzierenden Gesellschaft reflektieren (können), sagt alles über unsere Bildungssysteme aus.
Die Nichterwähnung der vorsätzlichen Schädigung durch die Corona-Maßnahmenpolitik gerade junger Menschen ab März 2020, bei denen eine 40%ige Zunahme an psychischen Erkrankungen bzw. entsprechender Behandlungsbedarf festgestellt wurde, spricht ebenfalls für sich.
Die Verrohung, zunehmende Gewalt und fehlender Respekt (der ihnen gesellschaftlich verwehrt wird) gerade unter Leistungsdruck stehender jungen Menschen, deren Bedürfnisse quasi von Geburt an systematisch übergangen werden, sind Symptome kranker Seelen.
Eine anonyme Form struktureller Gewalt. Von Pupertätsblockern, die jährliche Geschlechterwahl und Co. fange ich gar nicht erst an.
Derart geschädigt und labil zugerichtet, eignen sie sich bestens als Kanonenfutter für die durch uns bestellten und kriegsbesoffenen Polit-Verbrecher.
Ich höre jetzt besser auf….